WissensWERTE im April: Von Hirnforschung, Fischen, Serifen und Haptik – 10 Schlüsselfaktoren für einen erfolgreichen Unternehmensauftritt

 
Neuromarketing – das Unterbewusstsein ist immer mit uns

Warum bleiben wir so lange in einem Supermarkt, wo wir doch nur schnell ein paar Sachen kaufen wollten? Warum gehen wir in einem Einkaufscenter in den linken Laden, nicht in den rechten? Warum zieht uns ein Regal magisch an? Warum fühlen wir uns in einem Restaurant oder in der Hotellobby nicht wohl und wollen am liebsten schnell flüchten? Da kann der Gesprächspartner gegenüber noch so interessante Dinge erzählen.

Das Unterbewusstsein ist schuld: Es leitet uns ganz gezielt. Nicht nur Farben, Aufmachung oder die Platzierung der Ware steuert unser Verhalten. Nein, auch Licht, Gerüche, Musik, Stoffe, etc. beeinflussen uns bei der Kaufentscheidung. Achten Sie mal drauf. Hirnforscher haben das schon längst entdeckt und eine neue Rubrik des Marketing definiert: Das Neuromarketing. Hier wird erforscht, wie das Gehirn bei Kaufentscheidungen stimuliert wird.

Nicht nur beim Shoppen im Laden werden wir vom Unterbewusstsein gesteuert. Auch eine Visitenkarte oder Website löst schon etwas in uns aus. Und veranlasst uns, dort anzurufen oder eben nicht, obwohl das Unternehmen uns über mehrere Ecken empfohlen wurde. Aber irgendwas sträubt sich in uns, mit dem Unternehmen Kontakt aufzunehmen … In 10 Bereichen beleuchtet dieser Artikel, wie das Unterbewusstsein Menschen beeinflusst, die unseren Unternehmensauftritt wahrnehmen.

1. Authentisch sein Ein Anwalt im Jogginganzug? Ein Bodenleger mit Anzug und Krawatte? Passt nicht, kommt uns komisch vor, wir ziehen uns zurück. Auch wenn die beiden ihren Job noch so gut machen, es sträubt sich was in uns. Darum heißt das oberste Gebot beim Erscheinungsbild: Authentizität. Nichts vorgaukeln, was man nicht ist. Nichts anbieten, hinter dem man nicht selbst steht. Das Unterbewusstsein unserer Kunden und Interessenten wird uns schneller durchschauen als uns lieb ist.
Was wollen Sie vermitteln?

2. Der Köder und der Fisch
Nicht der eigene Geschmack zählt, sondern Interessenten und Kunden sollen angesprochen werden. Nach dem Motto „Der Köder soll dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“ sollte man eher darauf achten, wie der Unternehmensauftritt auf die künftigen Kunden wirkt. Die eigenen Vorlieben „ich mag kein Grün“ oder Meinungen von Bekannten und Familienmitgliedern „meiner Frau gefallen eher florale Motive“ außer Acht lassen. Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl. Und wenn Sie schon eine Meinung einholen, dann von einem potenziellen „Fisch“.
Wie sieht Ihr Köder aus?

3. Thema Schrift: Brav oder auffällig?
Geht man mal aufmerksam durch den Tag, begegnen uns hunderte von Schriften und dazu jede Menge Farben. Manche Kombinationen sprechen uns an, andere wieder schreien uns an. Doch welche ist für das eigene Unternehmen geeignet? Einige Anhaltspunkte gibt es immerhin: Serifenschriften erkennt man durch ihre kleinen Füßchen bzw. Abschlussstriche, Häkchen und Schwünge. Dadurch gehen die Buchstaben ineinander über und sind bei langen Texten besser zu lesen. Im Web erfasst das Auge lieber serifenlose – also geradlinige – Schriften. Überhaupt gelten letztere als moderne und sachlicher, Serifen dagegen eher „altbacken“. So kann man das aber auch nicht stehen lassen: Denn zu einer Anwaltskanzlei mit alten, dicken Ledersesseln passen sie wieder.
Welche Schrift passt zu Ihrem Unternehmen?

4. Steingrau oder Bunt?
Genauso steht es mit den Farben: Die Deutsche Bank verwendet ein seriöses, sachliches Blau. Vodafone ein aggressives, sportliches rot. Jever ein frisches Grün. OBI ein warmes Orange. MCDonald kombiniert zwei Knallfarben: Gelb und Rot. Bei der Farbwahl gilt das Gleiche wie bei den Schriften: Kühle Farben stehen für Sachlichkeit, Tradition, Korrektheit, etc. während warme Farben Emotionen vermitteln. Oft sind Farben schon für verschiedene Bereiche besetzt: Grün für BIO, Gelb für Heilberufe, Rosa für Weiblichkeit, etc.

Adidas, Apple und viele andere Firmen nutzen überhaupt keine Farben, sind also neutral. Logos in Grautönen wirken besonders edel und lenken den Betrachter nicht durch Farben ab. Und dann kann natürlich noch wild kombiniert werden. Blau mit Rot, Grün mit Gelb, Orange mit Lila. Und Grau passt sowieso zu allem. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Behalten Sie aber immer im Hinterkopf, was das Unterbewusstsein Ihrer „Fische“ zur Farbwahl sagen würde.
Wie bunt darf es für Unternehmen sein?

5. Wie fühlt sich mein Unternehmen an?
Auch in unserer zunehmenden papierlosen Welt wird es nie ganz fehlen, das Papier. Gerade hier, beim Fühlen von Papier meldet sich wieder das Unterbewusstsein. Bekomme ich eine lappige Visitenkarte überreicht, meldet mir das Gehirn: Hier ist das ganze Unternehmen „lappig“. Es muss kein sündhaftteures Spezialpapier sein, aber ein anständiger (300g) Visitenkarton ist ein Muss. Machen Sie mal die Augen zu und „betrachten“ Sie Visitenkarten und Flyer mit Ihren Händen.
Was sagt Papier über Unternehmen aus?

6. Nichts übers Knie brechen aber auch zum Punkt kommen
Das neue Erscheinungsbild gibt es nicht von der Stange. Und will „anprobiert“ bzw. ausprobiert werden wie eine gut sitzende Jeans. Da zwängen wir uns auch erstmal in einige besser oder schlechter sitzende Hosen, bevor wir uns entscheiden. Aber entscheiden sollten wir uns dann irgendwann. Denn wir haben ja schließlich Wichtigeres zu tun: Uns und unsere Leistungen bzw. Produkte zu verkaufen
Wann soll ihre CI (Coporate Identity) stehen?

7. Je mehr Köpfe, desto mehr Meinungen
Viele meiner Kunden fragen ganze Heerscharen von Bekannten bei der Auswahl der neuen CI. Mein Tipp: Lassen Sie es. Sie sitzen zum Schluss mit verschiedensten Meinungen da und sind total verunsichert. Hören Sie auf Ihren Bauch (Ihr Unterbewusstsein?) und vor allem auf den Rat Ihres Designers. Der hat sein Handwerk schließlich gelernt.
Was gibt es besseres, als einem Fachmann zu vertrauen?

8. Was kostet ein gutes Erscheinungsbild – oder können wir hier enorm sparen?
Word und Powerpoint bieten eine Menge grafischer Tools. Da sparen wir uns doch das Budget für das CI und machen das schnell selbst. Die meisten Unternehmer wissen, dass das ein großer Fehler ist, tun es aber trotzdem! Interessenten und Kunden erkennen das auf den ersten Blick und deren Unterbewusstsein sagt: Schnell weg hier, das kann nichts Gescheites sein. Machen Sie also das, was Sie gut können. Sie schneiden sich nicht selbst die Haare, reparieren nicht selbst Ihr Auto und verteidigen sich nicht selbst vor Gericht. Auch für den Bereich CI gibt es Profis. Nutzen Sie sie!
Stellt sich nur noch die Frage: Wo finde ich einen Profi, der zu mir passt?

9. Wie immer im Leben: Gute Vorbereitung zahlt sich aus. 
Nun sitzen beim Grafiker (Gratulation!). Der stellt der Ihnen erstmal eine Menge Fragen. Und die sollten Sie beantworten können. Denn nur, wenn der Grafiker Ihre Zielsetzung, Ihre Positionierung und Ihren sogenannten USP (das was Sie von der Konkurrenz abhebt) kennt, kann er Ihnen ein schönes Erscheinungsbild zaubern. Können Sie diese Fragen nicht selbst beantworten, holen Sie sich hier auch hier kompetente Beratung. Denn nichts ist ärgerlicher als ein zweiter Anlauf weil der eigene Unternehmensauftritt nicht optimal vorbereitet wurde.
Haben Sie sich schon Gedanken zur Positionierung Ihres Unternehmens gemacht?

10. Fehlende Bausteine oder Baustelle
Würden Sie ein Ladengeschäft mieten, Kunden zu einem Besuch einladen, obwohl diese nur leere Regale vorfinden? Würden diese Kunden später noch mal reinschauen, ob inzwischen Ware eingetroffen ist? Niemals, die sind schon längst im  nächsten Laden. Im Internet sind „leere Läden“ leider zu oft anzutreffen. Schnell wird eine Domain bestellt und auf die Visitenkarte gedruckt. Aber die Website? Ja da reicht erstmal eine nette Webvisitenkarte mit den Kontaktdaten. Akquirieren Sie erst, wenn Sie alle Bausteine beieinander haben: Visitenkarte, Website, Flyer, Briefbogen, Firmensschild, eben alles was Sie für Ihr Unternehmen brauchen. Und geben Sie Ihrem Interessenten bzw. dessen Unterbewusstsein niemals das Gefühl, dass er der erste Fisch ist, den Sie angeln.
Welcher Baustein fehlt Ihnen noch für Ihren Unternehmensauftritt?

Angelika GücÜber die Autorin:

Angelika Güc ist Marketingexpertin mit Schwerpunkt Grafikdesign. Sie betreut kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich Corporate Design, Print und Web. Beratung und Coaching runden ihre Leistungen ab. Ihre Arbeitsweise kommt bei den Kunden aus den verschiedensten Branchen gut an: Schnell begreifen, um was es geht, Vorgehensweise skizzieren und mit dem ersten Schritt loslegen. Pragmatisch und zielgerichtet, aber immer das vorgegebene Budget und die festgelegten Termine fest im Griff.

Weitere Informationen finden Sie unter www.semi-kolon.de

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In der nächste Ausgabe von WissensWERTE im Mai:

“Das Büro in meiner Jackentasche – Warum Smartphones und Tablets so beliebt sind” - Manfred Tischler,www.ifred.biz berichtet im Mai zum Thema Mobile Business.

Alle Artikel zum Nachlesen finden Sie ab sofort und immer auf

WissensWERTE für KMU’s ist eine Artikelserie von Alexandra Wagner-Kugler, GUT POSITIONIERT! und Christine Läkamp, CLCC Finance Consulting Management.